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Frau-sein... Mann-sein... Mensch-sein...


Die Frage, was es für mich heißt Frau zu sein, werde ich wohl nie endgültig abschließen können. Ich stolpere immer mal wieder darüber, sie beschäftigt mich, ich denke nach - und ich weiß nicht sehr viele Antworten darauf.
Ich habe zwar Abstand genommen von den herkömmlichen Rollenerwartungen - und doch ertappe ich mich aber gelegentlich dabei, wie ich Angst habe, gerade eben diesen Rollenerwartungen nicht zu entsprechen, nicht "liebenswert" zu sein.
Meine Gedanken lassen sich in keine Ordnung bringen, sie widersetzen sich Struktur, Logik und System. Manche Gedanken entsprechen meinem Gefühl, und von denen ahne ich wenigstens, dass sie richtig sein könnten.

* Ich mag Männer und Frauen, die ihrem Mensch-sein auf der Spur sind. "Der Mann" ist für mich nicht der potentielle Gegner, gegen den ich kämpfen muss, im Gegenteil - häufig genug ziehen wir miteinander an einem Strick. Und "die Frau" ist nicht immer die ideale Mitstreiterin, die ich mir eigentlich wünsche.

* Ich bezweifle, dass ich mein Frau-sein nur mit Frauen entdecken kann. In so manchen Konfrontationen mit Männern und auch Abgrenzungen, habe ich mehr über mögliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen gelernt, als es in Frauengruppen möglich ist. In diesen ist selbst das so oft beschworene Gemeinsame nur sehr selten zu finden.
Natürlich gibt es Zeiten und Situationen, in denen Frauen mit Frauen und Männer mit Männern den Fragen nachspüren müssen, die mit ihnen als Mann und Frau zu tun haben.
Aber ich für mich will verstehen lernen, warum Männer so sind, wie sie sind (wenn ich das überhaupt jemals gänzlich kann) - und dazu brauche ich die Hilfe von Männern. Und umgekehrt gilt es für mich genauso.

* Es widerstrebt mir aufgrund meines Frau-seins bevorzugt oder benachteiligt zu werden. Ich mag keine blinde Solidarität von Frauen, nur deshalb, weil ich auch Frau bin. Solidarität zu Inhalten, ja, oder weil andere das gut finden, was ich denke - aber Solidarität, egal was ich sage, nur weil ich Frau bin? Und ich mag nicht in ein Gremium gewählt werden, nur weil zufällig noch keine Frau dabei ist - aber mein Kollege eigentlich der Experte in den Sachfragen ist.

* Natürlich weiß ich mittlerweile, dass unsere Sprache männlich geprägt ist. Aber ich lebe ganz gut damit und brauche nicht jedes "man" durch "/frau" ergänzt sehen, um mich trotzdem angesprochen zu fühlen. Hat nicht auch Sprache Geschichte? Mit Phantasie und Kreativität lassen sich auch weibliche Elemente in Sprache bringen - zwanghaft alles Männliche aus der Sprache ausmerzen zu wollen halte ich für eine extreme Übersteigerung. Das Weibliche, das wir in Sprache einbringen können ist nicht das "frau" statt "man" sondern eher das "ich spüre", "ich fühle" - und der Inhalt.

* Ja, und ich frage mich auch: gibt es überhaupt die Frau, den Mann? Ist das nicht wieder so eine Art Schubladen-Denken? Was macht mein Frau-sein aus? Und was das Mann-sein?

Ich persönlich mag nicht mehr über die Situation der Frau in der Gesellschaft reden - ich will Frau in dieser Gesellschaft sein. Oder richtiger: Ich möchte Mensch in dieser Gesellschaft sein - als Frau. Wenn ich mir klar bin, wer ich bin und was ich kann - kann ich genau das in der Gesellschaft einbringen: meine Logik und meine Stärke, meine Verwundbarkeit und meine Ideen, meine Kreativität und meine Nachdenklichkeit, meine Zärtlichkeit und meine Träume, meine Grenzen und meine Fähigkeiten, .....

Manche Männer verunsichert es
dass ich ein Bild allein an die Wand hängen kann
ganz gut Auto fahre
mit Hard- und Software zurechtkomme
und dabei eine Frau bin.

Manche Frauen verunsichert eher
dass ich dazu noch kochen kann
meine Kuchen super schmecken
meine selbstgestrickten Pullover tragbar sind
und meine Wohnung aufgeräumt ist.

Ich will der Mensch in dieser Gesellschaft sein, so wie ich bin. Egal, ob das, wie ich bin, weiblich oder männlich besetzt ist. Ich möchte ich sein können - Mensch sein.....

 

by Margit/1999